Ob da nun die versunkene
Titanic oder vielleicht sogar ein Grabstein am Grunde des Aquariums herumliegt
ist dem Geschmack des Betrachters vorenthalten. Wenn wir einen Sprudelstein im
Aquarium betreiben wollen, warum darf es sich dabei nicht um eine Schatzkiste
handeln, deren Deckel mit der ausströmenden Luft auf und zu gemacht wird. Oder
der Taucher, der entweder im Aquarium herumschwebt oder vielleicht mit einem
schweren Anzug und Helm beladen am Boden entlangstapft. Wie erwähnt, erlaubt
ist, was gefällt und die Industrie schafft es mit immer neuen Ideen, alle
möglichen und unmöglichen Produkte auf dem Markt einzuführen. Diese Artikel sind jedoch nicht geeignet,
dem ernsthaften Aquarianer zur Verschönerung seines Beckens zu dienen.
Ganz andere Probleme und Fragen. Eine der
meistgenannten Grundsatzüberlegungen ist die Frage nach der Art des Aquariums.
Will ich mir ein Gesellschaftsaquarium, ein Artenbecken oder vielleicht sogar
ein holländisches Pflanzenbecken einrichten? Und wo beende ich die
entsprechende Spezialisierung? Dazu möchte ich Ihnen ein paar Überlegungen
aufzeigen und den einen oder anderen Lösungsvorschlag unterbreiten.
Fangen wir ganz vorne an.
Am Anfang stellt sich natürlich die Frage, wie gestalte ich die Einrichtung
meines Aquariums und was stelle ich in den Vordergrund. Will ich die
Bepflanzung des Aquariums als dekoratives Element haben und stelle die Fische
hinten an oder geht es mir um die Fische? Dies ist eine Frage, die sich ganz
nach den eigenen Vorstellungen und Neigungen richtet. Da es ja die Leute mit
dem berühmten "grünen Daumen" gibt, wird sich jemand mit dieser
Talent natürlich mehr den Pflanzen widmen und die Fische als „Beiwerk"
einsetzen. Hierbei handelt es sich um ein holländisches Pflanzenaquarium, bei
dem die Pflanzen die Hauptrolle spielen.
Dabei richtet man sich das Aquarium gestaffelt nach den Wuchshöhen der
einzelnen Pflanzen, den Bedürfnissen der Pflanzen als Gruppenpflanze oder
Solitärpflanze und den verschiedenen Farben ein. Diese Art eines Aquariums macht natürlich sehr viel Arbeit, doch
wird es sich der Liebhaber nicht nehmen lassen, sein Können und Wissen auf
diese Art und Weise darzustellen.
Zieht
dann noch im satten Grün ein Schwarm von Neonfischen oder anderen bunten
Salmlern seine Bahn, so ist dies eine gelungene Darstellung dieses
Aquarientypuses. Auch Garnelen oder andere kleinbleibende Fische finden in
diesen Aquarien ihr zuhause und gefährden nicht die Pracht des üppigen
Pflanzenwuchses. Meist kommt man jedoch nicht ohne C02‑Düngung aus und man muß
dann schon aufpassen, ob die eingesetzten Tiere mit diesen Bedingungen
klarkommen. Will man aber die Fische in den Vordergrund stellen, muß man etwas
andere Überlegungen anstellen. Hierbei gibt es mehrere Möglichkeiten, den
Schwerpunkt zu setzen. Will ich ein Gesellschaftaquarium pflegen mit mehreren
verschiedenen Arten von Fischen, stellt sich die Frage nach der Robustheit der
Bepflanzung. Diese Form des Aquariums ist die weitverbreiteste Art unseres
Hobbies, Der Pfleger stellt sich nicht die Frage nach der Heimat der Fische,
sondern nach der Verträglichkeit der Fische untereinander. Passen die Fische im
allgemeinen Verhalten, in der Größe und den Freßgewohnheiten zusammen?
Natürlich sollte man nicht lebendige Fische mit Fischen vergesellschaften, die
einen etwas ruhigeren Lebensstil
bevorzugen. Und auch der kleine Neon sollte nicht mit dem „etwas“
größeren Barsch zusammenkommen, wird doch der Neon wahrscheinlich als willkommene Abwechslung auf
der Speisekarte betrachtet. Auch das Zusammenbringen von lebhaften und
spielfreudigen Barben mit Guppies oder anderen Schleierformen findet nicht unbedingt
allgemeine Zustimmung.
Die
Barben finden das Spiel mit den Schwänzen der Guppies sehr aufregend und unsere
kleinen Schönheiten werden bei diesen fortwährenden Streß und dem ewigen
Gezupfe an ihren Flossen bestimmt nicht alt. Deshalb sollte man sich schon
überlegen, wen man in dieser Form des Aquariums zusammensetzt. Auch die
Bepflanzung spielt eine wesentliche Rolle. Feingliedrige und sehr zerbrechlich
wirkende Pflanzen sind für robuste und schwimmfreudige Barben nicht besonders
geeignet, jedoch wird man bei entsprechender Vorarbeit mit Sicherheit fündig
und kann sich das Becken entsprechend einrichten.
Ein
Gesellschaftsaquarium kann natürlich auch ein Barsch‑Becken sein. Bringt man
verschiedene Barsche aus den Tanganjika‑See, dem Viktoriasee und dem Malawi‑See
zusammen, habe ich ein
Gesellschaftsaquarium besetzt, jedoch mit Barschen. Nimmt man es genau, habe
ich mir hier ein Artenbecken eingerichtet.
Setze
ich nun noch verschiedene Welse und vielleicht auch Schmerlen ins Aquarium, so
habe ich ein Gesellschaftsaquarium besetzt, weil nun auch verschiedene
Gattungen der Fische miteinander leben. Die Bepflanzung muß sich nun nach der
Robustheit und den Freßgewohnbeiten
unserer Pfleglinge richten. Da Barsche auch gerne Grünfutter nehmen, sollte
sich in so einem Fall die Pflanzenpracht mehr nach den Fischen richten. Es gibt
auch schöne und gut bepflanzte Barschaquarien, die jedoch mit recht widerstandsfähigen Pflanzen glänzen.
Daneben findet man nun noch
die Aquarien, in denen nur eine Art eines bestimmten Fisches gepflegt wird.
Hierbei handelt es sich meist um Nahrungsspezialisten oder Fische, die anderen
gegenüber höchst gefährlich oder nicht umgänglich sind.
Jetzt kann man das Ganze
aber noch auf die Spitze treiben, indem man nicht nur die Fische, sondern auch
die Bepflanzung aus einer ganz bestimmten Region oder aus einem ganz bestimmten
See wählt. Hierbei handelt es sich um ein Biotop‑Aquarium. Ein Beispiel
hierfür. Man wählt sich zum Beispiel Asien aus. Sucht man sich nun die Fische
und die Pflanzen zusammen, so wird man sicherlich feststellen, daß manche
Sachen nur sehr schwer zu erhalten
sind. Aus Asien kommen z. B. unsere
beliebten Barben und zahlreiche Schmerlen.
Nimmt man als Besatz einen Schwarm der beliebten Sumatrabarben und wählt
zusätzlich noch ein paar Bitterlingsbarben, so gibt es als Bodenbewohner nicht
die Möglichkeit des Besatzes mit Panzer‑ oder Antennenwelsen, handelt es sich
hierbei doch um Südamerikaner. Das Asien‑Becken hat andere Altemativen.
Zurückgreifen muß man in diesem Fall auf verschiedene Arten von Schmerlen, will
man nur Asiaten pflegen. Dann stellt sich noch die Frage nach der
entsprechenden Bepflanzung. Und wieder wird man feststellen, daß die meisten
unserer Aquarienpflanzen aus dem nord‑ oder südamerikanischen Raum stammen.
Ein vorbereitendes Studium
von entsprechender Fachliteratur wird also nicht zu umgehen sein, wem man sich
auf diese Art und Weise spezialisieren will. Man kann in unserem Hobby
natürlich alles auch ein bißchen übertreiben, die entsprechenden Spielregeln
legt aber jeder für sich selbst fest und es gibt viele und interessante
Variationsmöglichkeiten in unseren Steckenpferd. Aber um den Kreis zu scbIießen, erlaubt ist, was gefällt und es
gibt immer den eigenen Weg, um sich mit der Faszination "Aquaristik"
zu beschäftigen und sich ein kleines (vielleicht auch ein größeres) Stück Natur
nach Hause zu holen. Sollten dann mal irgendwo und irgendwie Probleme
auftreten, so gibt es die Möglichkeit, sich bei den alten Hasen in den Vereinen
oder beim entsprechenden Fachhandel sich Rat und Tat zu holen.
Text: Jürgen Kraus
A.T.V.
Schwandorf