Die Entdeckung des azurblauen Frosches liegt noch nicht lange zurück. M.S. Hoogmoed entdeckte 1968 den azurblauen Frosch und beschrieb ihn 1969 zum ersten Mal. 1972 gelangten die ersten Exemplare nach Holland, und es gelang die erste Nachzucht. Leider vernichtete eine Krankheit den gesamten Bestand und verhinderte eine Verbreitung der Frösche. Erst Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre gelangten erstmals wieder neue Tiere nach Europa. Der Preis war dementsprechend sehr hoch, und man bezahlte bis DM 900 ,‑ .Durch regelmäßiges Nachzüchten ist nun auch für den "Normalbürger" der Preis erschwinglich geworden.
Während über die Lebensräume vieler anderer Pfeilgiftfrösche ausführliche Berichte vorliegen, ist vom Lebensraum des "Blauen Pfeilgiftfrosches " nach wie vor nur sehr wenig bekannt. Der Lebensraum scheint noch immer recht schwer zugänglich zu sein, und auch die politische Situa
Dendrobates azureus ‑ über seinen Lebensraum ist sehr wenig bekannt Fotos: Robert Ruppel
tion Surinams, sowie die hohen Reisekosten, schrecken wohl viele Froschliebhaber von einem Besuch ab. Deshalb müssen immer wieder die Biotop‑Angaben von M.S. Hoogmoed herhalten. Er entdeckte die Art im äußersten Süden Surinams, in der an Brasilien grenzenden Sipaliwini‑Savanne. Dort leben die Tiere in isolierten Waldinseln entlang an steinigen, sehr feuchten Bachtälern.
Klimadaten für die Dendrobates azureus‑Habitate werden von 22' C morgens bis 30'C nachmittags und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 80 bis 95 '% angegeben (SCHMIDT und HENKEL 1995). WEVERS (1996) gibt an, dass die Nachttemperaturen zwischen 20" und 24' C schwanken, die Luftfeuchtigkeit nachts sogar 100% erreicht. Das Mikrohabitat von Dendrobates azureus sind die Uferbereiehe kleiner Bäche mit steinigem Untergrund.
Alle Kenntnisse zur Lebensweise dieser Art wurden anhand von Terrarienbewohnern beobachtungen (!) gewonnen. Eines der vielen Beispiele dafür, wie wichtig die Terraristik für die biologische Forschung sein kann und welche Bedeutung die Hlobbyisten haben. So entstand auch durch die Erfahrungen von Terrarianern und zoologischen Gärten (Blijdorp ‑Zoo Rotterdam und dem National Aquarium Baltimore) das Erhaltungszuchtprogramm für D. azureus.
Die Größenangaben schwanken zwischen 4 und 6 cm. Die Weibchen sind deutlich fülliger gebaut und lassen sich gut von den Männchen unterscheiden. Die Männchen erkennt man auch an den verbreiterten Haftscheiben (herzförmig) der Vorderbeinchen. Nach 10 bis 12 Monaten werden die Tiere bei guter Fütterung geschlechtsreif. Der blaue Pfeilgiftfrosch kann über 12 Jahre alt werden.
Die Haltung:
Ihrer Größe entsprechend sollte das Terrarium eine Grundfläche von 70 x 50 cm und eine Höhe von 60 cm haben. Die Art lebt am Boden und klettert wenig. Die Rück‑ und Seitenwände können mit Kork oder Xaxim (Baumfarn Diksonia) verkleidet werden. Diverse Bromelien, Kletterpflanzen, Moose und Farne eignen sich für die Bepflanzung bestens. Als Bodenschicht verwendet man Blähton, Terrarienerde oder Presstorfplatten, welche mit Moosen, Farnen und Eichenlaubblättern abgedeckt werden. Der Boden sollte immer leicht feucht sein, jedoch nicht matschig versumpfen, obwohl die relative Luftfeuchte nahe 90% betragen soll. Ein flacher Wasserbehälter ist unbedingt erforderlich.
Die, wie alle Dendrobaten, tagaktiven azurblauen Färberfrösche, besetzen im Terrarium ihre Territorien. Sehr aggressives Verhalten zeigen die Weibchen. Obwohl Dendrobates azureus zu den großen Pfeilgiftfröschen gehören, bevorzugen sie kleine Futtertiere. Springschwänze, Fruchtfliegen, Blattläuse, Mikroheimchen, kleines Wiesenplankton und kleine Wachsmottenlarven. Gekaufte, oder selbst gezogene Futtertiere müssen immer mit Vitaminen und/oder Mineralpräparaten "veredelt" werden. Man füttert 2 bis 3 mal die Woche. Jungtiere müssen jedoch im Futter stehen.
Eine Neonröhre mit UV‑Anteil (Lumilux 11 Tageslicht) sollte auf jeden Fall im Terrarium bis zu 12 Stunden brennen. Auch für eine gute Belüftung muss gesorgt werden. Auf kleine Untersetzer werden halbe Kokosnussschalen, oder Blumentöpfe mit "froschgerechten" Einstiegsöffnungen, aber auch leere Filmdosen als Eiablageplätze im Terrarium eingebracht.
In meinem Paludarium (160 x 70 x 170 cm, im Landteil ein Aquarium mit 110 x 30 cm Wasserfläche) pflege ich vier Dendrobates azureus und acht Phyllobates vittatus. Farne, Moose, Bromelien, Fittonia und Episcia wachsen im Landteil, in dem auch die Laichhäuschen eingebracht sind. Ein Bach, mit flachen Steinen dekoriert, wird von der Filterpumpe gespeist und fließt durch das Landteil. Die Rückund Seitenwände sind mit Xaxim verkleidet. Bromelien, Kletterpflanzen, Tillandsien und Orchideen vervollständigen den oberen Teil meines Paludariums. Die regelmäßigen Gelege der Frösche zeigen mir ihr Wohlbefinden an. Meine Dendrobates‑Gruppe besteht aus einem Männchen und drei Weibchen. Bei den meisten Fröschen locken die Männchen die Weibchen mit lautem Trillern, bzw. Zirpen. Bei den blauen Färberfröschen, D. azureus, sind die Lockrufe jedoch kaum hörbar. Ein Paar sitzt des öfteren auf einem Stein (Vorzugsplatz), wobei das Weibchen durch streicheln des Rückens und der Flanken des Männchens dieses zur Paarung stimmuliert. Ist das Männchen paarungsbereit, suchen beide einen passenden Laichplatz auf (Laichhäuschen). Trotz aller Bemühungen konnte ich bis heute den genauen Vorgang beim Ablaichen leider nicht direkt beobachten. Nachdem jedoch die Tiere das Laichhäuschen verließen, fand ich immerhin zwei Eier.
Berichten nach können angeblich sogar bis zu zwölf Eier abgelegt werden. Meiner eigenen Erfahrung nach waren es meist nur zwei, selten auch drei Eier. Das neue Gelege lasse ich 2 bis 3 Tage im Laichhäuschen, wobei ich beobachten konnte, wie das Männchen öfters das Gelege aufsuchte und es bewässerte. Nach drei Tagen nehme ich die Gelege heraus, um .Verluste durch Verpilzen, bzw. Gefressenwerden, oder auch Verlust beim Transport der Larven zu haben. Die Larven schlüpfen nach 16 bis 18 Tagen, je nach Temperatur, aus den Eiern. Anschließend entnehme ich die Larven und setze sie in einzelne, kleine Aufzuchtbehälter (Plastikschalen). Dadurch wird ein gegenseitiges Hemmen der Entwicklung, wie auch ein Ubertragen von Krankheiten und Kanibalismus verhindert.
Die Larven füttere ich mit Tetra Tabi Min, Tetra Pleco Min Tabletten mit Spirulina Algen und aus der Seeaquaristik Plankton‑Tabletten. Erfahrungsgemäß wird dieses Futter sehr gerne angenommen. Ergänzt wird der Futterplan außerdem mit gefrorenen Mückenlarven und zerdrückten Wasserschnecken.
Ich konnte beobachten, dass bei 20'C Wassertemperatur, zweitägigem Wasserwechsel, die Entwicklung der Kaulquappe bis zur Metamorphose 3 bis 4 Monate beträgt. In dieser Zeit sind die wachsenden Fröschchen, jedoch schwach sichtbar, bereits wie ihre Eltern blau‑schwarz gefärbt. Vier Tage nach Abschluss der Metamorphose beginne ich mit der Fütterung mit Springschwänzen (Collembolen) und Drosophila melanogaster. In kleinen Aufzucht‑Terrarien müssen die jungen Fröschchen voll im Futter stehen.
Als letztes, im Zusammenhang mit der Aufzucht der Kaulquappen, muss das "Schreckgespenst" der sogenannten "Streichholzbeinchen" erwähnt werden.
Die Larven werden am Besten einzeln gehalten, um eine gute Entwicklung zu gewährleisten
Dieses unangenehme Phänomen ist wahrscheinlich so alt wie die Froschzucht selbst. Es verbergen sich dahinter verschiedene Deformationen, wie steife, verkrüppelte und zu schwache Vorderbeinchen, so dass die Frösche niemals aufrecht sitzen oder gar springen können. Die so missgebildeten Nachzuchten sind nicht in der Lage sich zu ernähren und verenden deshalb nach einiger Zeit. Bis heute sind die genauen Ursachen noch nicht geklärt.
Wie bereits bekannt, ist auch Dendrobates azureus in der freien Natur stark gefährdet‑, um so größer muss uns "Dendrobaten‑Liebhaber" die Nachzucht der schönen blauen Frösche am Herzen liegen!
Text u. Fotos: Robert Ruppel