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Fiesta Mexicana

Pedro war traurig. Immer, wenn er versuchte, einen kleinen Flirt mit Belinda anzufangen, kam Miguel dazwischen - und jagte ihn in die hinterste Ecke des Aquariums.

Immer musste er dann dort eine Weile sitzen, bis er sich vorsichtig hinter dem Filter hervorwagte und sich wieder zu den anderen gesellen konnte. Vom vielen Stress war er schon ganz blass geworden.

„Immer dieser Miguel“, dachte er wütend. Was findet Belinda nur an diesem

aufgeblasenen Zuchtguppy? „der ist doch so unsympathisch und langweilig, dass ihr die Flossen in seiner Gegenwart einschlafen müssten“.

Manchmal kam es ihm tatsächlich so vor, als ob ihm Belinda heimlich mit der Rückenflosse zuwinken würde, doch eifersüchtig tauchte dann gleich wieder Miguel auf - und die Chance war dahin.

Doch Pedro wusste tief in seinem Inneren, so zwischen Schwimmblase und Gräten, dass er der Bessere war.

Und eines Tages würde seine Gelegenheit kommen, die er nur am Schopf packen müsste.

Langsam verrann die Zeit im Aquarium. Das Licht ging an und aus, schön regelmäßig, denn auf die Schaltuhr war Verlas. Futterflocken rieselten herab, und ab und zu sorgte ein Plastikschlauch für große Hektik bei den Fischen.

Sein dickes Ende wühlte durch den Kies und saugte Mulm ab. Pedro musste aufpassen, nicht in den Sog zu geraten. Doch Pedro war clever; und sich hinter dem Filter zu verstecken, hatte er gelernt. Schlimm wurde es nur, wenn die da draußen plötzlich auf die Idee kamen, gerade diesen sauber zu machen. Dann war Eile angesagt.

Pedro fand das ziemlich rücksichtslos, musste aber zugeben, dass das frische Wasser, das dann ins Aquarium floss, allen gut tat. Seine Freunde und er konnten wieder frei atmen, und es machte ihnen Spaß, sich im klaren Wasser zu tummeln. Sogar die Pflanzen schienen einen hörbaren Seufzer der Erleichterung von sich zu geben. Pedro hätte sich gewünscht, dass das jede Woche passiert wäre. Dann wäre das Leben im Aquarium ein Traum gewesen. Er verstand, dass er nicht übermäßig gefüttert wurde. Denn er liebte es, so schlank zu sein, so wie er es jetzt war.

So konnte er schnell schwimmen und Miguels Attacken elegant ins Leere laufen lassen. Und durch das genau dosierte Futter gab es auch keine hässlichen Schnecken. „Gut“, dachte Pedro bei sich, „Schnecken sind auch Wasserwesen, genau wie wir“.

Aber trotzdem - wo immer sie in Massen auftraten, war das ein böses Zeichen: Sie prophezeiten Unheil und oft sogar Krankheiten. Und meistens waren sie in Begleitung dieser ekelhaften und schleimigen Algenplage.

„Igitt“,schüttelte er sich innerlich, wie das Wasser dann immer unangenehm bitter schmeckte. Und atmen musste er die Brühe auch noch. Er konnte sich noch erinnern, wie ihm damals fast die Kiemen verstopft waren, kurz nach dem Einzug in das Aquarium.

Zum Glück hatten aber die da draußen aufgepasst und schnell eingegriffen - mit viel frischem Wasser.

Plötzlich tauchte Miguel wie eine Furie auf und riss Pedro aus seinen Gedanken.

„Ole“, rief Pedro und ließ den eitlen Guppy ins Leere fahren.

Und ein „Mann, bist du überflüssig!“ raunzte er dem Flossenkraftprotz zu. „Eines Tages wirst du noch dein blaues Aquarienwunder erleben“, blubberte Pedro nach, doch dann zog er es doch vor, sich dezent hinter dem Filter in Sicherheit zu bringen.

„Eines Tages kommt mein großer Auftritt“, Dachte er bei sich - und plötzlich hatte er die Idee: Wie von der Aquarientarantel gebissen, raste Pedro durchs Aquarium, schwamm die Scheibe auf und ab, sauste zwischen den Pflanzen hindurch und schaute in alle Verstecke.

„Hey Amigo“, blubberte er jedem hinter die Kiemen, den er traf, „heute geb ich einen aus. In einer Stunde geht`s los, dann haben wir hier die Riesenfiesta Mexicana. Und sagt allen anderen Bescheid, nicht nur wir Guppys dürfen kommen.“

„Auf geht`s, Molly“ rief er der schwarzen Aquarienperle zu, die sich immer hinreißend darum kümmerte, hässliche Fadenalgen von Steinen und Wurzeln abzuzupfen.

„Und bring Zorro mit, deinen schwarzen Black - Molly - Mann.“

Er sagte es Prinz Löwenherz, dem Schwertträgermännchen, der sofort den Zweikampf mit seinem Intimfeind Eisenflosse, einen silbergrauen Skalar mit schwarzen Streifen, einstellte.

Nach und nach wussten alle Bescheid, auch Rosa, die nicht begriff, warum man sie so genannt hatte - wo sie doch durch und durch orange war, wie Korallenplatys nun mal sind.

Alle waren sie gekommen, sogar die kleinen Neonfische, die durch ihr schillernd farbiges Kleid ein Blickfang eines jeden Aquariums waren.

Alle Fische blickten nun voller Erwartung in Pedros Richtung.

„Arriba“, rief der, und seine Augen bewiesen wieder einmal, dass feuriges, mexikanisches Fischblut in ihm war.

„Compadres, könnt ihr euch noch erinnern? Wisst ihr noch, was im April 1994 hier los war?

Ja, Madre Dios, vor genau drei Jahren haben wir uns alle zum ersten Mal gesehen, Hier in diesem Aquarium!“

„Ja, du hast recht“ riefen die anderen - und obwohl wir Freunde verloren haben, hat doch alles sehr gut geklappt seitdem.

„Ole, lasst uns also ein Fas aufmachen.“

Ab jetzt war Pedro der Hahn im Korb. Nicht mehr um Miguel, den eitlen Guppy-Boss mit der poppigen Schwanzflosse, sammelte sich das Aquarienvölkchen, sondern um ihn, den kleinen Guppykerl.

Selbst als die Aquariensonne von der Zeitschaltuhr schon längst schlafen geschickt worden war, ging es noch hoch her im kleinen Aquarium.

Und als der nächste Tag anbrach, war Miguel verschwunden, so schien es.

„Hey, hast du den Miguel irgendwo gesehen?“ rief Pedro dem Antennenwels zu, der gerade von der Algenfressernachtschicht zurück unter seine Wurzel schwimmen wollte.

„Aber klar“, bummelte jener müde durch sein putziges Saugmaul, „der sitzt beleidigt hinter dem Filter, Pedro. Du kannst also ruhig weiterfeiern, dein Platz ist sowieso besetzt......“

„Gute Nacht“, rief Pedro, „ich habe jetzt wirklich was Besseres vor. Ich bin nämlich mit Belinda zum Frühstück verabredet“.

Der Kindergarten St. Andreas Fronberg wünscht dem Aquarien -und Terrarienverein Schwandorf e.V. alles Gute und Viel Erfolg bei Ihrer Vereinsarbeit.


   
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